Kleine Stoffkunde

 
 

Königsstoff Samt und seine Geschichte.
Der erste Kettsamt wird schon im 14. Jahrhundert in Italien erwähnt. Und die Italiener waren es auch, die die Kunst des Samtwebens zu unvergleichlicher Perfektion brachten – zunächst in Konkurrenz mit den Webern der Perser und des Osmanischen Reiches. Seit je war der luxuriös schimmernde Stoff mit dem schmeichelnden Flor Königen und Königinnen vorbehalten, die durch ihre Nachfrage und ihre Förderung die Weber zu immer neuen Kreationen anstachelten. Beim Genua-Samt glänzt ein Muster in feinfädigem Atlasgewebe auf dem Velourfond. Das Nonplusultra stellt, bis heute unerreicht, der aus Venedig stammende Samtbrokat in Seide mit Goldfäden dar. Da wollte auch Friedrich der Große nicht nachstehen und gründete im frühen 18. Jahrhundert erste Samtwebereien in Leipzig, Krefeld und Meißen. Und wie macht sich Samt in einem modernen Ambiente? Stuhlhoussen oder gar eine Tischdecke aus rotem Waschsamt sind ein Traum! Druckstellen entfernt man später mit einer feuchten weichen Bürste.

Wunderwerk Filz.
Je mehr sIch der Winter von seiner naßkalten Seite zeigt, desto lieber ziehen wir uns zurück und umgeben uns mit wollig-warmen Textilien. Trendsetter unter diesen Kältekillern ist der Filz. Das Tolle: Es ist relativ einfach herzustellen, man braucht ihn nämlich nicht zu weben. Walkt man die vom Schaf geschorenen Wollfasern unter Einwirkung von Wasser und Hitze, verbinden sie sich zu einem dauerhaften Vlies: Sie verfilzen. In der Mongolei wickeln Nomaden seit fast 3000 Jahren mit heißem Wasser besprengte Wolle in Roßhaut die dann von Reitern viele Kilometer über die sonnen beschienene Steppe gezogen wird. Filz hat alle guten Eigenschaften der Wolle, ist wasserabweisend und wärmend und kann in jedem erdenklichen Ton eingefärbt werden. Jil Sander schneidert daraus Kostümjacken, Ruckstuhl und Paola Lenti fertigen außergewöhnlliche Teppiche, Rolf Sachs kreierte einen Flaschenkühler. Da Filz nicht gesäumt zu werden braucht eignet er sich ideal für alle möglichen Basteleien und Applikationen. Dekorativ wirken zum Beispiel Punkte oder Ornamente, die man per Schablone aus Filz ausschneidet und dann von Hand auf Kissen, Taschen oder Tischdecken näht. Lustig sind handgenähte Eierwärmer und Kaffeehauben wie aus den Fifties. Ideal für alle, bei denen es mal ganz schnell gehen soll, denn: Filz kann man auch kleben!

Was ist eigentlich Nessel?
Ein ungebleichter Baumwollstoff. Charakteristisch sind die kleinen, dunklen „Krümel“ der Baumwollkapseln in der glatten Leinwand. Seinen Namen hat der Nessel allerdings von der Brennessel – als es bei uns noch keine Baumwolle gab, wurde er aus Brennesselfasern hergestellt. Das universelle Gewebe eignet sich für jede Art von Vorhängen oder Weißpolster und ist in Breiten bis zehn Meter erhältlich.

Was ist Tüll?
AIIe kennen Ihn als den klassischen Brautschleier. Daß das netzartige Feingewebe auch an Fenstern und Himmelbetten gut aussieht oder als transparenter Raumteiler fungiert, ist neu. Meist hat der Tüll sechseckige Minimaschen, die von High-Tech-Maschinen gewirkt oder gewebt werden. Webware heißt Bobinet-Tüll. Seine Erfinderinnen, die Spitzenklöppierinnen der französischen Stadt Tulle, fabrizierten diesen Hauch von Stoff einst von Hand.

Wo brennt’s beim Ausbrenner?
Ratfinierte Ausbrennergardinen sind zur Zeit hochaktuell. Ihr besonderes Muster weist transparente und dichte Gewebeteile auf. Zunächst wird ein undurchsichtiger Stoff aus einem Mix von synthetischen und Zellulose-Fasern gewebt. Per Musterschablone wird dann eine Ätzpaste aufgebracht. Sie „brennt“ die Zellulose aus, die synthetischen Fasern hingegen widerstehen ihr und bleiben als transparenter Fond übrig. Wo keine Ätzpaste hinkommt, bleibt das ursprüngliche Gewebe als Muster bestehen.

Satin oder Atlas für das Hochzeitsfest?
In seidig schimmerndem Satin sollen Braut und Festtafel am Hochzeitstag glänzen! Oder wäre nicht doch Atlas das Allerbeste? Eine Frage, über die Sie sich nicht grämen müssen, denn: Atlas (arabisch für „glatt“ oder „fein“) und Satin sind derselbe noble Stoff! Durch die raffinierte „Atlasbindung“ schieben sich die Fäden des Gewebes so dicht zusammen, daß eine spiegelglatte Oberfläche entsteht. Allerdings nur auf der Schauseite. Den brillantesten Lüster – und höchsten Preis – hat echter Seidensatin oder eben Seidenatlas.

Wie der Volant zu seinem Namen kam.
Im Französischen bedeutet „volant“ soviel wie „fliegend, schwebend“ oder „beweglich“ und „flatternd“ Eigenschaften, die auch auf die Rüsche namens Volant zutreffen: Fein gefältelt schwebt er als duftiger Besatz an Kissen. Fast fliegend ziert er die Säume transparenter Gardinen. Ordentlich plissiert flattert er neuerdings wieder an Blusen und kurzen Sixties-Röcken. In Bewegung kommt er beim kleinsten Lufthauch – doch auch bei absoluter Windstille bringt ein Volant Schwung in jeden Schnitt oder Stoff-Fall. Ein Volant ist etwas für romantische Seelen mit Vorliebe für den Landhaus-Look. Dort gehört er unbedingt als breite Rüsche um Kissen, Plaids und an Vorhänge oder als „Fußvolant“ rund um die Matratze des Himmelbetts.

ÖKO-Labels – was sagen sie aus?
Für Dekostoffe gibt es das Siegel „Öko Tex Standard 100“. Geprüft wird z. B., ob krebserzeugende und allergieauslösende Substanzen bestimmte festgesetzte Grenzwerte überschreiten (Info-Telefon 06196- 966247). Teppichböden werden mit dem „GüT“-Siegel – „Teppichboden schadstoffgeprüft“ – gekennzeichnet (Info-Telefon 0241-968431). Hier dürfen weder FCKW noch Asbest oder Formaldehyde nachweisbar sein.Achtung: Schadstoffgeprüft heißt nicht schadstoffrei! Eine Ausnahme sind die „Green Line“-Teppiche von Donau Tufting (Telefon 0841-9641725). Hier wird sogar für Kompostierbarkeit garantiert.

Die schönste Art, Wäsche zu kennzeichen: MONO GRAMME 
Sie ist wieder da, die Mode, Feines aus dem Wäscheschrank mit Monogrammen zu verzieren. Die Aus wahlder Stickarten hat sich seit Großmutters Zeiten nicht verändert: Besonders edel, aber auch kompliziert sind Blattstich und Lochstickereien. Stiel-, Kett- oder Kreuzstich brauchen etwas weniger Übung. Ton in Ton oder fröhlich bunt sind die aufgestickten Buchstaben ein individueller Schmuck auf Tischdecken, Sets und Kissen. Schöne Anleitungen finden Sie in alten Handarbeitsbüchern.

Was ist eigentlich Millefleurs?
Ein Stoffmuster, genauer gesagt, ein Blümchenmuster. Das Wort kommt aus dem Französischen und bedeutet „tausend Blumen“. Ursprünglich bezeichnete man damit in Frankreich ein Parfum: das Tausendblümchenwasser. Heute steht der Begriff für Stoffe, die über und über mit kleinen Blumen bedruckt oder bestickt sind.

Welches Garn eignet sich am besten für Knopfdekorationen?Knöpfe an Stuhlhoussen und Vorhangdekorationen müssen oft ganz schön was aushalten. Damit die Zierde nicht bald dahin ist, sollte man sie mit besonders reiß- und scheuerfestem Garn annähen. Geeignet sind dicker, gewachster Leinen- zwirn, feineres Seidengarn oder auch synthetischer Polyesterfaden. Machen Sie vor dem Kauf den Test: Nur wenn sich der Faden nicht von Hand abreißen läßt ist er gut.

Was versteht man unter Weißstickerei?
Der Name sagt eigentlich alles: Bei der Weißstickerei wird mit weißem Faden auf weißen Grundstoff gestickt. Sie ist nicht nur eine der schönsten, vielseitigsten Wäschestickereien – die „Venezianer Arbeit“, wie sie auch genannt wird, gilt als die älteste Sticktechnik.

Wenn Weiß weiß bleiben soll – worauf muß man beim Kauf achten?
Lieben Sie Weiß? Schrecken Sie beim Kauf jedoch vor hellen Polsterbezügen, Tischdecken und Vorhängen zurück, weil sie als besonders schmutzempfindlich gelten? Nur Mut – DECO hat ein paar gute Tips: Je weißer und je glatter ein Gewebe, desto empfindlicher ist es auch. Entscheiden Sie sich lieber für einen gebrochenen Weißton und für eine stärker strukturierte Webart. Günstig sind sogenannte Faux-Unis mit unauffällig eingewebten Fäden in anderen Nuancen. So fallen kleine Alltagsverschmutzungen weniger auf. Scotchgard versiegelt die Stoffoberfläche mit einem synthetischen Schutzfilm und läßt flüssigen Flecken keine Chance (allerdings kann man bei Baumwolle nach der Versiegelung nicht mehr von Naturfaser sprechen). Ähnlich bei Superwash-Schurwolle:
Die Fasern werden in Kunstharz getaucht und sind daher bis zu 400 Grad waschbar. Wenn der Fleck einmal da ist, bewähren sich Baumwolle und Leinen am besten: Sie lassen sich problemlos waschen, vertragen sogar 95 Grad (Vorsicht: nicht vorgewaschene Textilien laufen etwas ein!) und Vollwaschmittel mit optischen Aufhellern. Naturweiße Baumwoll- und Leinenstoffe werden mit jeder Kochwäsche sogar noch weißer.

Schablonenmalerei für Wände, Stoffe, Möbel und sogar Böden. 
So können Sie eine alte Tischdecke oder ein schlichtes Tablett effektvoll aufpeppen: Denken Sie sich ein schönes Motiv aus, skizzieren Sie es auf Pappe oder dicke Kunststoffolie, und schneiden Sie es aus – fertig ist die Schablone. Farbe oder Lack wählen Sie entsprechend des Untergrundmaterials. Selbst mit Bodenlacken und Beizen lassen sich verblüffende Effekte erzielen. Wichtiges Utensil ist ein Schablonierpinsel mit stumpfer Spitze. Nur wenig Farbe oder Lack (immer matt oder seiden matt verwenden) aufnehmen, nochmals auf Küchenkrepp abtupfen und die Schablonenfelder behutsam von innen nach außen betupfen. Nehmen Sie die Schablone vorsichtig ab und bessern Sie bei Bedarf noch einmal nach. Natürlich kann man Schablonen – samt Anleitung – auch kaufen, zum Beispiel von Dulux oder von Laura Ashley.

Prägetapeten. Vom sanften Umgang mit sensiblen Bahnen. 
Sachte, sachte – damit die zarten, erhabenen Blümchen, Rauten und Streifen nicht gleich beim Tapezieren zerdrückt werden. Verwenden Sie eine flexible Tapezierbürste oder Lammfellrolle. Gummirollen sind tabu! Erst nach dem Aus- trocknen ist das geprägte Relief reif für den Anstrich. Mit einer weichen Rolle oder einem dicken Pinsel wird dann die Farbe aufgebracht Am besten hält die Prägung der wertvollen Duplextapeten, z.B. von Rasch und Laura Ashley.

Neuer Glanz fürs Festtags-Silber.
Alle Jahre wieder soll die Tafel in prachtvollem Glanz erstrahlen. Schade, wenn man dann feststellen muß, daß das gute Familiensilber stumpf und angeschlagen ist. Helfen Putzmittel nicht mehr weiter, bietet der renommierte Hersteller Christoph Widmann in Pforzheim einen fachmännischen Silber-Restaurierungs- und Aufbereitungsservice an. Kostenvoranschläge und Infos unter Tel. 07231-45090 oder im Internet: http://www.silberwaren.de.

Was heißt eigentlich Trompe-l´ œil? 
Der Begriff kommt aus dem Französischen und bedeutet übersetzt „Täusche das Auge“. In der Inneneinrichtung werden Trompe-l´ œil Techniken vor allem für Tapeten und Dekostoffe gebraucht, die etwas vortäuschen sollen, was gar nicht da ist, etwa Holzpaneele oder üppige Draperien. Kunstmaler nutzen das Verfahren, um Wände zum Beispiel mit mediterranen Patioszenen zu verzieren – auch eine Methode, dem Winter ein Schnippchen zu schlagen!

Indigo – die Geschichte des blauen Wunders.
Schon die alten Ägypter und auch die Chinesen müssen um die Kunst des Blaufärbens mit lndigo gewußt haben. Funde von Kleidern und Mumientüchern – Blau war die Königsfarbe der Pharaonen – datieren bis 2500 v. Chr. zurück! Durch Tauschhandel importierte man damals den „Indigofera“ aus seiner indischen Heimat eine Pflanze mit roten Blüten. Der blaue Farbstoff steckte in den grünen Blättern – doch er war absolut wasserunlöslich. Durch Vergären (am besten mit Urin!) entstand eine graugrüne Färbebrühe für Garne und Gewebe. Das eigentliche blaue Wunder vollzog sich erst beim Trocknen: Mit Luftsauerstoff oxydierte die Farbe der Stoffe zum königlichen Blau. Noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zählte echter lndigo bei uns zu den kostbarsten Farbstoffen. Heute stellt man ihn für Jeans & Co. synthetisch her

Woher kommt die Weisseste Wolle?
Aus Neuseeland. Die Farmer am anderen Ende der Welt sind besonders stolz darauf, daß ihre gut 70 Millionen Schafe nicht nur die weißeste Wolle der Welt liefern, sondern auch von Natur aus die sauberste. Kunststück: Die Tiere weiden auf grünen Hügeln in sauberer Luft, praktisch unbehelligt von Umweltbelastungen.

VICHYKARO
Ursprünglich wurden aus dem niedlichen Wäschekaro nur Bettbezüge und Pyjamas genäht. Heute ist das charmanteste aller Karomuster ein Bestseller. Vichykaro entsteht am Webstuhl durch Kreuzen von gleich breiten Kett- und Schußstreifen. Eine Bindungstechnik, die zwei oder mehr Farben zuläßt. Die Weber der franzäsischen Stadt Vichy sollen als erste auf diese hübsche Idee gekommen sein. In den Füntzigern eroberte das Minimaldessin die Modewelt. Viele Couturiers schneiderten aparte Blusen aus Vichykaro. Es folgten Hütchen, Taschen, Lampenschirme, Vorhänge.

Kleiner Teakholz-Guide.
Daß Teak nicht nur ein schönes und robustes Holz für Gartenmöbel ist, wissen wir seit dem Asien-Boom. Doch die meisten sind mit der Geschichte und den Eigenschaften dieses Tropenholzes wenig vertraut. Unser kleiner Guide soll helfen:
HERKUNFT: Der Teakbaum (Tectona grandis) gehört zu den Eisenkrautgewächsen und ist in den Tropen von Indien bis Java heimisch. Er wird bis zu 40 Meter hoch und erreicht bis zu 100 Zentimeter Durchmesser. In den Tropenwäldern von Burma, heute Myanmar genannt, wird der Einschlag besonders streng kontrolliert. Arbeitselefanten holen die Stämme umweltschonend aus dem Dschungel. Für seriöse Firme wie z. B. Teak & Garden, ist Teak aus Myanmar die erste Wahl.
EIGENSCHAFTEN: Teakholz ist von Natur aus dekorativ gestreift, außerordentlich hart, langlebig und waserabweisend. Möbel aus diesem Holz halten oft über 70 Jahre.
WETTERBESTÄNDIGKEIT: Sonne, Nässe, Regen – kein Wind und kein Wetter kann Teakholz etwas anhaben!
PFLEGE: Nur wenn Sie die silber graue Teakpatina nicht schätzen, müssen Sie Ihre Gartenmöbel regelmäßig mit Teaköl einreiben – sonst ist keine Pflege nötig.
VERARBEITUNG: Neben der Herkunft des Holzes ist seine gute Verarbeitung wichtigstes Qualitätsmerkmal beim Möbelkauf. Achten Sie auf funktionierende Scharniere, Beschläge und Schrauben aus Messing oder nichtrostendem Edelstahl.
ANBIETER: Umweltbewußt arbeitende Hersteller bieten nur Holz aus Plantagen oder das (qualitativ meist höherwertige) Teak aus „selektivem Einschlag“ an, bei dem die Zahl der nachwachsenden Bäume die der geschlagenen übersteigt.